Bodenständige Hochkultur
Bodenständige Hochkultur
Bodenständige Hochkultur.
»Werthester Herr Professor, das Zimmer nach dem Hoffe ist fertig tappiziert...«
8. November 2012
Siegburg. Siegburger Literaturwochen, Rückblick auf den vierten Streich. Diesmal mit einem unerwartet bodenständigen Hochkultur-Ausflug ins 19. Jahrhundert. In der Straßburger Nationalbibliothek fand Literaturprofessor Ralf Georg Czapla (Foto r.) 54 Briefe des Bonner Gelehrten August Wilhelm von Schlegel an seine Haushälterin Maria Löbel. Die Jungfer Marie antwortete stets in »rheinischer Sprache«. Das ergab die umfangreiche Recherche in der Dresdner Schlegelsammlung. »Ein aufschlussreicher literarischer Fund, der erstmalig Einblick in die Alltagskultur und das Leben in der jungen Universitätsstadt Bonn Anfang des 19. Jahrhunderts gibt«, bemerkte Czapla sichtlich erfreut. In den bisherigen Schriften galt Schlegel als bärbeißiger und streitbarer Literaturhistoriker, doch in den Briefwechseln zeigt er sich gegenüber dem Personal als äußerst fürsorglicher Hausherr. Neben den obligatorischen Gesundheitswünschen erhalten die Nachrichten in größtem Maße Aufträge an Marie, das Haus in der Sandkaule dem modischen Trend der europäischen Adelshäuser anzupassen. »Vergessen sie nicht die Matrazen zu stopfen, den Boden des Speisesaales in Wachs zu setzen und angrenzend einen eingetäfelten Boden malen zu lassen. Auch die Pferde müssen regelmäßig ausgeritten werden.« Die Siegburgerin Heidrun Schmandt (Foto l.) übernahm die Rolle der Haushälterin und las in breitem Bönnsch aus den Briefen der Monate April und Mai 1827. In seinem Testament bedachte Schlegel seine Bediensteten so großzügig, das sie finanziell einstweilig abgesichert waren, ohne in neue Stellungen zu gehen. Das Publikum dankte den Autoren der historisch-kritischen Edition und der Sprecherin mit lang anhaltendem Applaus. Mehr über die Siegburger Verflechtungen dieser außergewöhnlichen Beziehung über den Link.
Quelle:
http://www.siegburg.de/stadt/aktuell/kultur/nachrichten/bodenstaendige-hochkultur/index.html
Siegburg. Siegburger Literaturwochen, Rückblick auf den vierten Streich. Diesmal mit einem unerwartet bodenständigen Hochkultur-Ausflug ins 19. Jahrhundert. In der Straßburger Nationalbibliothek fand Literaturprofessor Ralf Georg Czapla (Foto r.) 54 Briefe des Bonner Gelehrten August Wilhelm von Schlegel an seine Haushälterin Maria Löbel. Die Jungfer Marie antwortete stets in »rheinischer Sprache«.